Stadt Herzogenrath bezieht Ökostrom
von der enwor …
Historie & Hintergrund:
Weil der lokale Stromversorger enwor sich zum Teil im Besitz der Stadt befindet, ist die kommunale Politik immer bestrebt gewesen, dass die städtischen Liegenschaften ihren Strom von dort beziehen.
Das ist nicht selbstverständlich, denn nach der Liberalisierung des Strommarktes kann jeder Stromkunde seinen Strom von einem Anbieter seiner freien Wahl beziehen, eine Pflicht zum Bezug beim lokalen Versorger gibt es nicht.
Damit ist die Stadt allerdings daran gebunden, den Versorger zuallererst nach haushalterischen Kriterien auszuwählen, also „das wirtschaftlich günstigste Angebot“.
Das war lange Zeit *nicht* Ökostrom.
Eine Versorgung mit Ökostrom und die Ausrüstung von Gebäuden mit PV hatte schon 2008 die SPD beantragt – da aber der lokale Versorger enwor, der über „maßgeschneiderte“ Anforderungen zum Hauslieferant gekürt worden war, keinen eigenen Ökostrom anbot, ist es seinerzeit nicht zur Umstellung darauf gekommen.
Erst auf den politischen Beschluss V/2011/150 von SPD B90/Die Grünen & Die Linke wird angestrebt, nicht nur wenige, ausgewählte Liegenschaften, sondern *alle* städtischen Gebäude mit dem sog. „Heimvorteil“ Ökostrom-Tarif der enwor zu versorgen.
Erst 2020 hat dann der Rat die Entscheidung über die Vergabe an sich gezogen und nach einer Europa-weiten Ausschreibung den Auftrag zur Lieferung von Ökostrom an die enwor vergeben.
Schmankerl: Beim Gas ging der Auftrag an die Stadtwerke Bad Kissingen 🙂
Der „Heimvorteil“ Tarif der enwor liefert – natürlich – keinen Ökostrom aus reiner Eigenerzeugung, dafür besitzt die enwor einfach nicht die erforderlichen Anlagen. Sie kauft diesen Strom zu oder hält Beteiligungen an Ökostromproduzenten anderwärts.
Das ist am Strommarkt möglich, weil mehr Ökostrom produziert als nachgefragt wird. Ein Teil des Ökostroms („Grünstrom“) wird also als „Grauer Strom“ in den Markt gebracht 😯
Ja, der Strommarkt ist kompliziert!
Von der Strompreisfindung am Spotmarkt nach dem Merit-Order-Prinzip mal ganz zu schweigen.
Weil man an der Steckdose die „Farbe“ des Stroms nicht erkennt – bei uns wäre der eigentlich immer noch braun, aus Tagebaukohle in der Nähe – werden Stromtarife von Zertifizierungsagenturen wie z. B. dem TÜV gelabelt, die bei den Anbietern in die Bücher schauen, ob da auch alles mit rechten Dingen zugeht.
Um beim Strom bilanziell Energie-autark werden zu können, d. h. dass der gesamte in Herzogenrath verbrauchte Strom in der Summe aus Erzeugungsanlagen im Stadtgebiet bezogen werden kann, braucht Herzogenrath noch mindestens drei große Windkraftwerke.
Das war der Plan der Herzogenrath Green Solar GmbH, heute Energiepark Herzogenrath – die hat die größte PV Anlage in NRW.
geschrieben von: Walther Mathieu
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